Das erste Ma(h)l

Es waren 106 lange Tage! 15 Wochen und einen Tag waren seit unserem letzten Restaurantbesuch vor Beginn der Corona-Kontaktbeschränkungen Mitte März vergangen. Da darf es schon etwas besonderes sein – und es war wieder sehr besonders: Das Restaurant Richard auf der Köpenicker Straße in Berlin-Kreuzberg.

Vor kurzem wurde der Michelin-Stern für Koch Hans Richard bestätigt, aber von Hochnäsigkeit keine Spur. Das Richard ist und bleibt die lässigste unter Berlins fine-dining-Adressen. Die Tische corona-gemäß noch etwas weiter auseinander als früher, somit viel Platz zum entspannten Plaudern während des 5-Gänge-Menüs zu einem für Sternerestaurants entspannten Preis. Ein aufmerksamer, aber nicht aufdringlicher Service. Ein leichter Luftzug durch die geöffneten Fenster gegen zu viele Aerosole. Eine Weinbegleitung, die mit einem 13 Jahre gereiften Pinot Noir aus dem deutschen Riesling-Mekka Rheingau positiv zu überraschen wusste.

Star des Abends aber waren die Saucen – sei es die Boillabaisse-Variante zur Meeräsche, der Mandelfonds zu den Tortellini oder der Koriandersaatjus zum Nebraskarind – aromatisch komplexe Begleiter zu hervorragend zubereiteten Speisen. So wurde unser erstes Mahl nach langer Pause zum umfänglichen Genuss. Aber das hier zu lesen nützt nichts, Ihr müsst es selbst ausprobieren. Wir kommen jedenfalls wieder – und hoffentlich das nächste Mal nicht nach so langer Gastro-Zwangspause!